Eigentlich ist schon lange Abend, am Himmel steht die Sonne noch erstaunlich hoch und auf einer Wiese mitten in Wenzenbach brennt ein enormes Feuer – es ist die Sommersonnwende.
So haben wir uns bei der Planung auf das diesjährige Sonnwendfeuer gefreut. Doch zuvor mussten wir das Konzept erarbeiten, schließlich gab es seit bald 14 Jahren keine Sonnwendfeuer mehr in Wenzenbach. Doch dieses Jahr wollten wir einen neuen Probelauf in Angriff nehmen. Und vielleicht wird das Treffen, das wir dieses Jahr noch vereinsintern ausgerichtete hatten, schon nächstes Jahr wieder zu einem großen Fest für ganz Wenzenbach.
Vorbereitung
Allem Anfang wohnt eine Idee inne…oder so ähnlich. Die Idee aus unseren tollen Erinnerungen des letzten, viel zu lange zurückliegenden Sonnwendfeuers, wieder Wirklichkeit werden zu lassen.
Über Wochen haben wir uns überlegt, wo wir von wem wie viel Holz zu welchen Konditionen bekommen können. Wird es genug sein, um einen imposanten Bau zu ermöglichen? Wird es lange genug brennen oder ist nach eineinhalb Stunden der ganze Zauber schon vorbei? Wo lagern wir Getränke und Würstel, die wir unseren Gästen anbieten wollen?
An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an den EC Schönberg-Wenzenbach e.V., deren Vereinsheim wir zur Lagerung nutzen durften!
Die Woche zuvor waren einige von uns Pfadfindern im ganzen Landkreis unterwegs, um von vielen Stellen Holz zu organisieren. Und das musste dann natürlich auch zurück nach Wenzenbach transportiert werden. Schlussendlich hatten wir eine gewaltige Menge Holz zu Verfügung, sodass unsere Sorgen unbegründet waren. Ganz im Gegenteil: Wir konnten gar nicht alles verbauen.
Zu aller Sicherheit wollten wir dann noch die uralten Holzbestände aus dem Mesnergarten verwenden. Damit schlugen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Der betreffende Schuppen war danach picobello sauber und wir hatten noch mehr Material für das Sonnwendfeuer.
Was wir dort alles fanden, verschlug uns jedoch den Atem.
Mehrere Fahrräder, eine alte Eckbank, Gläser, eine Bundeswehrdecke, die Gründungsurkunde der Kolpingsfamilie Wenzenbach aus 1983 und jeder Menge Müll! Diesen haben wir später ordnungsgemäß entsorgt – ein ganzer Autoanhänger voll.
Aufbau
Mit diesen Unmengen an Holz landeten wir dann also auf der Wiese zwischen Sportplatz und Mittelschule und konnten uns austoben. Über Stunden beschäftigten wir uns am Tag des Sonnwendfeuers mit dem Aufschichten all dieser Balken, Schwatlinge und natürlich auch diversen Eckbank-Stücken. Das Highlight allerdings war ein alter Schlitten, der die Spitze unseres Feuers zieren sollte.
Daneben war noch unsere Jurte und die Grillstation aufzubauen, mit der wir unsere geladenen Gäste verköstigen wollten. Ach ja und die 400 Bratwürste, Getränke, Semmeln und so weiter haben wir zwischendrin natürlich auch noch eingelagert.
(Manchmal frage ich mich, ob man uns auch als Event-Veranstalter anheuern können sollte.)
Das Sonnwendfeuer brennt
Wenig später lief der Grill und die ersten Gäste hatten ihre Bratwurst- oder Grillkäsesemmeln in den Händen. Worauf wir jetzt alle warten, ist die Dämmerung. Sofern man sie an dem Tag überhaupt so nennen kann. So wirklich dunkler wurde es wenig überraschend nicht.
Aber schlussendlich war es so weit und die fünf ältesten Jugendlichen unseres Stammes waren auf dem Weg, um gemeinsam das Sonnwendfeuer zu entzünden. Schließlich hatten sie auch maßgeblich bei der Vorbereitung und dem Aufbau geholfen.
Die Sorge, das Feuer würde nicht oder nur langsam anbrennen, lösten sich wortwörtlich in Rauch auf. Innerhalb kurzer Zeit züngelten orange Flammen aus den Spalten zwischen den äußersten Holzstücken. Und ehe man sich’s versah, war lautes Knistern zu hören. Meterhohe Flammen stießen aus unserem fein säuberlich aufgetragenen Holzstoß – ein voller Erfolg.
Langsam wurde es dämmriger, doch der Feuerschein dafür umso imposanter. Ringsum sammelten sich die Gäste und staunten. Faszinierend zu sehen, wie sich automatisch ein Kreis bildete, der offenbar genau das Gleichgewicht zwischen der Neugier der Menschen und der Hitze des Feuers war.
Bis in die Nacht brannte unser Sonnwendfeuer und wollte nicht so richtig erlöschen. Selbst der zurückbleibende, große Haufen Glut strahlte so hell, wie ein kleines Lagerfeuer normalerweise brennt. Von der Wärme brauchen wir gar nicht erst zu reden.
Was bietet sich hier besser an, als in kleiner Runde noch ein paar Lagerfeuerlieder mit Gitarrenbegleitung zu singen?
Alle Lichter sind erloschen
Weit nach Mitternacht rückte dann noch wie vereinbart die Freiwillige Feuerwehr Wenzenbach an, um unseren imposanten Gluthaufen zu löschen. Mit gebanntem Blick beobachteten wir zusammen mit den verbliebenen Gästen die Arbeit der beiden Feuerwehrleute. Obwohl zu Beginn „nur noch“ Glut übrig war, dauerte es eine ganze Weile, bis die Feuerwehr ihr OK gab.
Wir übernachteten dann nur mit Schlafsäcken direkt auf der Wiese und ließen so den arbeitsreichen, aber erfolgreichen Tag ausklingen.
Am nächsten Morgen mussten wir die restliche Asche zusammensammeln und entsorgen – mehrere Kubikmeter waren es zum Schluss.
Wir möchten noch einmal allen Helfer:innen, dem Eigentümer und Besitzer der Wiese, dem EC Schönberg-Wenzenbach e.V., der Freiwilligen Feuerwehr Wenzenbach, sowie allen Gästen ganz herzlich danken.
Vielleicht findet das Sonnwendfeuer 2023 in einem ähnlichen Rahmen für die Dorfgemeinschaft in Wenzenbach statt.