3. September 2021

Anstelle einer großen Aktion mit Vorbereitung und viel Zeitaufwand, wollten wir eher ein kleines, leichtes Mikro-Abenteuer erleben. Eine Nacht lang lagen wir auf einer Wiese, möglichst fernab von künstlichem Licht und beobachteten geduldig den Sternenhimmel. Denn die Perseiden hatten vor Kurzem ihren Höhepunkt.

Mikro-Abenteuer

Normalerweise ist die Planung für ein Hike etwas aufwendig. Neben der Terminfindung gibt es auch die Platzwahl, Verpflegungs- und Ausrüstungsplanung zu berücksichtigen. Die Wanderungen und Übernachtungen nehmen in der Regel das gesamte Wochenende in Anspruch.
Stattdessen haben wir uns dieses Mal dafür entschieden nur abends auf unserem Zielplatz kochen zu wollen und dann mit dem Ausblick auf das Sternenzelt über uns irgendwann einzuschlafen.

Wir kommen also am frühen Abend auf die Wiese, die wir für die Nacht ausgesucht hatten. Bepackt mit einem kleinen Rucksack für Schlafzeug und Proviant. Schnell finden wir eine geeignete Stelle im hohen Gras, wo wir später unser Abendessen kochen werden.
Die Sonne scheint noch hell und heiß, weswegen wir den angrenzenden Wald und das schattige Bachufer erkunden wollen. Es hat sich viel getan, seit wir hier zuletzt waren. Die Schneise, die der Borkenkäferbefall in diesen Wald geschlagen hat, tut beim Ansehen tatsächlich etwas weh.
Das Gras steht hoch und das Bachufer ist auf weiten Strecken mit bis zu zwei Meter hohem Springkraut überwuchert. Das hier vor einigen Jahren Badewannen in den Bachlauf gebaut waren, ist kaum mehr vorstellbar.

Hungrig – nicht nur auf die Perseiden

Doch die Vorfreude auf den nächtlichen Anblick und vor allem das baldige Abendessen lassen alle Melancholie verfliegen. Stattdessen steigt kulinarischer Tatendrang auf. Wir bereiten unsere mobilen Hochleistungsküchen vor und beginnen mit der Zubereitung des Abendessens. Jede:r hat unterschiedliche Gerichte ausgesucht. Nudeln mit Soße, Minutenreis, Brotzeit. Doch das ausgefallenste ist sicher vegane Soja-Bolognese mit frischen Karotten. Die Kocher zischen, es brutzelt. Man kommt sich fast vor wie auf einem Flugzeugträger, so einen Lärm machen unsere Gaskocher. Ok, das ist vielleicht ein klein wenig übertrieben.
Die Handhabung eines Gaskochers will aber auch gelernt sein!

Pfadfinder 1: “Kann es sein, dass hier noch ein Kocher an ist, es riecht total nach Gas?”
Pfadfinder 2: “Nein, meiner ist aus.” *Sieht nach* “Oh, war doch nicht ganz aus.”

So laut es bei der Zubereitung immer zugeht, umso leiser werden die Geräusche danach beim Essen. Leicht hört man das Kratzen und Klopfen von Metalllöffel an Metalltopf, vielleicht das eine oder andere Schmatzgeräusch und am Ende ein “Puhhhh, bin ich voll!”
Einer der vielen Vorteile draußen auf einer Wiese zu kochen ist sicherlich, dass der Weg zur sprichwörtlichen Couch minimal ist. Im Idealfall begibt man sich von der sitzenden direkt in die liegende Position. Perfekt.

Feuerwerk am Himmel

Wie man so da liegt, auf einer Isomatte, den Bauch voll geschlagen, zieht durch alle Gespräche hinweg unweigerlich die Nacht herauf.
Und mit ihr die Sternschnuppen. Der Moment, auf den wir alle gewartet hatten, war da. Wir positionieren uns etwas entfernter vom Waldrand, um möglichst viel von der Himmelsrichtung zu sehen, von der aus das Gros der Sternschnuppen angekündigt war.
Ein dünnes Band am Horizont leuchtet noch schwach rötlich und der Abendstern scheint schon deutlich erkennbar hoch über uns. Jede Minute wird der Himmel schwärzer und bald zeigen sich die ersten hellen Streifen. Quer über den Nachthimmel schießen für den Bruchteil einer Sekunde immer wieder weiße, dünne Streifen. Im Hintergrund funkeln die Sterne.
Ruhe ist eingekehrt. Nur hin und wieder zerreißen die feinen Spuren der Meteore den Himmel. Äußerlich lautlos. Doch bei jedem der augenblickskurzen, hellen Lichtblitze am Himmel merkt man, wie man unweigerlich Luft holt und zu grinsen beginnt. Ein Moment, der nur dafür gemacht ist da zu liegen und zuzusehen.

Ein astronomisches Phänomen, das in anderen Größenordnungen die Ära der Dinosaurier beendet hat und ebenso leicht auch unsere Existenz vernichten könnte.
Doch statt großer Gefahr ausgesetzt zu sein, liegen wir hier im immer feuchter werdenden Gras. Die Schlafsäcke und Isomatte halten uns warm und rascheln leicht bei jeder Bewegung.

Und wir beobachten einen seit Jahrhunderten immer wieder auftretenden Meteorschauer. Bruchstücke eines lange vorbeigezogenen Meteors, dessen Staubspur kleine, leuchtende Fäden in unserer Atmosphäre hinterlässt. Jedes Mal ein ganz eigenes Leuchten. Noch nie sah ein Leuchtstreifen der Perseiden so aus, wie der, den ich gerade gesehen habe. Und nie wieder wird einer der nächsten so aussehen. Haben ihn die Anderen um mich herum auch gesehen? Haben sie genau in diesem Augenblick geblinzelt? Bin ich vielleicht der einzige Mensch im Universum, der gerade genau dieses Staubkorn der Perseiden hat verglühen sehen?